Zwischen Training und Katastrophen Rückblick auf die 60 Jährige Geschichte

Bernd Lahme, Hubertus Hippe, Thorsten Götz und Ralf Sievers (v. l.) sind stolz auf die Urkunde zum 25-jährigen Jubiläum. Sie wurde 1977 vom Direktor des Technischen Hilfswerkes ausgestellt

Höxter. Ein 50-teiliger Ausbildungssatz inklusive 20 Stricken und einer Schubkarre stand den Höxteraner Auszubildenden des technischen Hilfswerkes (THW) kurz nach der Gründung am 1. Oktober 1952 zur Verfügung. Dass aus dem Wehrersatzdienst, der mit dem Inhalt einer Holzkiste ausgerüstet war, moderne Katastrophenhilfe wurde, ist eine Erfolgsgeschichte.

Es begann vor 60 Jahren, als die Bundesanstalt des THWs eine Infoveranstaltung im Kino Deutsches Haus offerierte. Baurat Viehweg wurde zum ersten Ortsbeauftragten bestimmt. Eine praktische Entscheidung, da er in der Bauschule die Räumlichkeiten zum Unterrichten hatte. Später erfolgten Umzüge in das Haus Achtermann neben der Feuerwehr und Ende der 50er in das Haus Hornschuh, Bachstraße 5, wo mittlerweile das Altenheim steht. "Das THW war bedeutungslos", sagt Hubertus Hippe. "Der erste Zugführer holte die Leute mit dem Auto ab und brachte sie nachts auf die Dörfer zurück. Es hatte ja keiner ein Auto", berichtet er aus der Anfangszeit.

Aus der technischen Nothilfe der Zwischenkriegszeit ging das THW hervor. "Es sollte im Kriegsfall eine zweite Linie hinter der Front bilden", erinnert sich Hippe. "Das wäre schwieriger und aufopferungsvoller geworden, als in der ersten Linie", fügt der 71-Jährige hinzu. Natürlich habe jeder gehofft, dass es friedlich bleibt. 

Hippe hat den Kalten Krieg erlebt: Zur Wehrdienstverweigerung flüchtete der junge Mann nach Berlin, wurde Berliner Staatsbürger und zog drei Jahre darauf nach Höxter zurück. Dort schloss sich Hippe dem Luftschutzhilfsdienst (LSHD) an, um im Verteidigungsfall doch Dienst für sein Land zu tun. "Die NATO schrieb vor, ein Prozent der Bevölkerung in Zivilschutzdiensten zu integrieren", weiß der Rentner.

An die THWler erinnert er sich noch sehr gut. Denn sie bezogen 1967 das Gelände an der Corveyer Allee. Auf der Kreisliegenschaft siedelten sich auch der LSHD, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sowie Veterinär- und Brandschutzdienst an. Dass die Verantwortung für den Zivilschutz beim Kreis angesiedelt war, hat zur Folge, dass Warburg bis heute einen eigenen THW-Ortsverband hat.

Nach Auflösung des LSHDs wurde ein Großteil des Dienstes 1971 in das THW integriert. Die Ausbildung erfolgte anfangs wöchentlich, später vierzehntägig. An die Grundausbildung schloss sich eine Fachausbildung an. Es gab Schulungen für Führungskräfte und zahlreiche Übungen - und für jede Veranstaltung galt ausnahmslose Teilnahmepflicht: Das THW war bis 2011 ein Wehrersatzdienst. Mussten Soldaten einst 18 Monate zu Bundeswehr, so verpflichteten sich THW-Ersatzdienstleistende für zehn Jahre. Mit Kürzung der Dienstzeit nahmen auch die verpflichteten Jahre beim THW ab. Wie der Wehrdienst ist auch der Reservehelfer beim THW abgeschafft.

Die weltpolitische Lage ist heute eine komplett andere als zur Gründungszeit, die Gefahrenlage hingegen nicht: Ob ein Gebäude durch Krieg oder Naturkatastrophe zerstört ist, sei zweitrangig. Es bleibe Aufgabe der Helfer, Menschen, Vieh und Sachwerte zu retten, bemerkt Ortsbeauftragter Thorsten Götz. Er lebt mit 45 Jahren etwa so lange, wie Hippe bereits im Katastrophenschutz aktiv ist. "Wir haben viel für das Leben und den Umgang miteinander gelernt", lobt der Rentner. Gleichwohl wurde Disziplin und Pünktlichkeit vermittelt. "Selbst die Teilnehmer aus Steinheim und Nieheim waren immer da", erzählt Hippe. 

Mit seinen Freunden Bernd Lahme und Ralf Sievers betrachtet er alte Fotoaufnahmen. Die drei, identifizieren Gefährten auf den Aufnahmen und erinnern sich an Anekdoten, beispielsweise an ein Lager in der Senne mit einem britischen Fish-und-Chips-Essen.

"Bis zum Beginn der Perestroika haben wir immer den Verteidigungsfall angenommen", sagt Bernd Lahme. Dann habe ein Umbau hin zu humanitären Aufgaben stattgefunden. 

Bis in die 90er Jahre bestand ein Problem: Das THW war dem Innenministerium unterstellt und durfte erst helfen, wenn der Oberkreisdirektor Amtshilfe beantragt hatte. Heute kann jeder bei einem Schaden das THW anfordern. Höxteraner Helfer waren beim Elbehochwasser 2002, der Hausexplosion 2005 und 2007 beim Starkregen im Kreis im Einsatz. "Gott sei Dank haben wir wenig Einsätze", freut sich Götz. Seiner Truppe stehen sechs Fahrzeuge zur Verfügung, inklusive dem Dutzend Jugendlicher sind 45 THWler einsatzbereit.

"Mit Aussetzen der Wehrpflicht ist uns spürbar eine Quelle weggebrochen", macht Bernd Mielisch, Geschäftsführer aus Arnsberg auf ein aktuelles Problem aufmerksam. "Wir können das mit konzentrierter Jugendarbeit auffangen", betont er. Ferner kündigt Mielisch Spots im Radio und Aktionen in der Öffentlichkeit an. Die Ersten gibt es bei der Feier zum 60-jährigen Bestehen am 25. August auf dem THW-Gelände.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: